Heute, am 31. Dezember 2020, habe ich mein Gründungsprojekt Apothekengeflüster eingestellt.
Es war die beste Idee, dieses Projekt umzusetzen und die zweitbeste Idee, dieses nun endlich einzustellen.
Es fühlt sich innerlich sehr wertvoll an, nun das Wissen und die Erfahrung zu haben, dass und wie man als „One-Woman-Show“ eine Idee und ein physisches Produkt auf den Markt bringen
kann.
Besonders dankbar bin ich für das Unerwartete: Die vielen Kontakte, die im Rahmen dieses Projektes entstanden und gewachsen sind.
Ich freue mich zudem darüber, als Autorin die Arzneimittelberatung im Auftrag einer international agierenden Online-Apotheke mit mittlerweile über 10.000 veröffentlichten Artikeln fortlaufend zu
optimieren. Wer bezüglich Fragen zur Arzneimittelanwendung „Dr. Google“ befragt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die von mir verfassten Beratungshinweise und Arzneimitteltexte stoßen. Somit
habe ich im Zusammenschluss mit Partnern eine weitaus bessere Reichweite erzielt, als ursprünglich für Apothekengeflüster erdacht.
Meine Erkenntnis aus der Gründungszeit:
„Dem Gehenden legt sich der Weg vor die Füße.“
Das Entrepreneurship und der Umgang mit Innovationen haben mir die Augen dafür geöffnet, welche persönlichen und gesellschaftlichen Quantensprünge ein BWL-Studium bewirken kann.
Für eine Fragestellung wünschte ich mir jedoch, eine betriebswirtschaftliche Methode mehr gelernt zu haben:
Wann hört man auf? Bei welchen Indikatoren wird man vom Start-up zum End-up? Ein schnelleres Aufhören würde bedeuten, schneller zu lernen und besser wieder neu anzufangen.
Jedoch - so gebe ich zu - war ich nicht nur sachlich betriebswirtschaftlich, sondern auch emotional mit meiner Idee und dem allgemeinen Gründungsfeeling verbunden. Mit großem Respekt und amüsiert
lese ich nun gerne von weiteren „Failures“ (= Scheitern - im Gründerjargon richtigerweise "Lernfortschritte" genannt) und agilem Management. So wie diese:
Die Bessemer Venture Partners haben auf ihrer Website eine Liste ihrer nicht gewährten Investitionen in ehemals kleine Unternehmen veröffentlicht: https://www.bvp.com/anti-portfolio Auf diesem sogenannten „Anti-Portfolio - Honoring the companies we missed“ befinden sich verpasste
Investitionen in Firmen wie e-bay, Tesla, Google, Intel, Fedex, Apple und Airbnb.
Schon zu Gründungszeiten habe ich in Köln den Fuck-up nights gelauscht. Dieses unterhaltsame Format gibt es auch bei der
ETH und dem Entrepreneur Club Zürich.
Spotify wiederum betreibt für seine Mitarbeiter ein “Failure board“ auf dem alle bisherigen Fehler aufgelistet sind, damit diese nicht noch einmal gemacht werden.
Eine vorgetäuschte Perfektion oder Angststarre vor Fehlern beim beherzten Anpacken können wir uns als Weltgemeinschaft meines Erachtens nicht mehr leisten. Für das Überleben
unserer Nachfahren brauchen wir mehr und schneller als jemals zuvor eine Hands-on Mentalität für nachhaltige Innovationen in sämtlichen Bereichen.
Daher freue ich mich auf weitere Innovationen, die unserer Welt zu Gute kommen und seien die Schritte noch so klein und auf den ersten Blick unbedeutend.
In Summe kann jeder von uns viel erreichen - und gemeinsam nochmal mehr.
Und wer in der Vergangenheit schwelgen möchte, kann dies gerne hier tun: